ANDERE RÄUME
Für das Zeichenprojekt ANDERE RÄUME hat die Kölner Künstlerin Hiltrud Gauf Interessierte eingeladen, ein Zimmer aus deren Wohnung zu beschreiben. Dabei war ihnen sowohl die Form als auch die Länge
freigestellt. Diese Texte bilden die Grundlage für die Bleistiftzeichnungen. Das Verfahren erinnert an das Kinderspiel ‚Stille Post‘, das auf dem Prinzip der Transformation durch Vermittlung beruht.
In diesem Fall wird jeweils in ein anderes Medium übersetzt: Der Erste beschreibt einen Wohnraum, den die Zweite, die Zeichnerin nicht kennt. Ausgehend von dem Text entsteht daher ein ganz neuer
gezeichneter Raum, den die Betrachter sich wiederum zu erschließen und so auch zu beleben versuchen. Anders als bei der ‚Stillen Post‘ wird das Geheimnis, der ‚ursprüngliche Raum‘, für die meisten im
Unbekannten bleiben und so ist es gerade die Lust an der Verwandlung, an den scheinbaren Verfälschungen, kurzum an der Formwerdung, mit der die Künstlerin experimentiert. Das Ergebnis ist ein
selbständiger Zyklus von 33 Zeichnungen.
Hiltrud Gauf erhielt die Raumbeschreibungen auf dem Anrufbeantworter, als Audio¬datei, als Dreizeiler oder als literarischen Essay. So unterschiedlich die Texte formal sind, so variieren auch die
Erzählweisen: Es gibt sachliche, architek¬tonisch strenge Darstellungen oder sehr ausführliche Schilderungen, die sich allen Dingen zuwen¬den, die sich im Raum befinden. Andere wiederum haben
versucht, die Atmosphäre oder die Funktion zu fassen.
Die Künstlerin bringt die unterschiedlichen Raumbeschreibungen in eine Form, gleich¬¬zeitig bewahrt sie die Vielfältigkeit, indem sie sich akribisch an die Texte hält. Dabei spielt sie allerdings mit
den Perspektiven, sie klappt die Räume auf, so dass alle Wände gleichzeitig zu sehen sind - eindeutige Perspektiven werden ad absurdum geführt. Trotz aller Serialität schafft sie neue, individuelle
Räume, die die Betrachter für sich entdecken können.